Kettenbriefe und gefährliche Challenges

14.01.2019 | Praxis

Ein Smartphone-Display von einer Whatsapp Kettenbrief Nachricht wird in der Hand gehalten.

Kettenbriefe sind Nachrichten, welche über Soziale Netzwerke-Dienste, hauptsächlich über Whats App, verbreitet werden. Diese Nachrichten fordern den/die Empfänger_in auf, den Inhalt an mehrere Personen weiterzuleiten und drohen bei Nichtbefolgung Konsequenzen an. Der Inhalt von Kettenbriefen kann lustig und unterhaltsam sein, es gibt jedoch deutlich vermehrt Kettenbriefe mit beängstigenden und bedrohenden Inhalten. Die Inhalte von Kettenbriefen sind oft Falschmeldungen, sogenannte Hoaxes (engl. Schwindel), die als solche von Kindern und Jugendlichen jedoch nicht wahrgenommen werden. Sie können es noch nicht als „Fake“ entlarven und empfinden es als real.

Ziel von Kettenbriefen ist es, möglichst viele Menschen zu erreichen. Deshalb ist auch häufig ein Zeitrahmen festgesetzt, in welchem man die Nachricht weiterleiten sollte.

Es gibt verschiedene Arten von Kettenbriefen:

  1. Warnung vor Gefahren: Kettenbriefe sollen weitergeleitet werden, um möglichst viele Personen vor Gefahren zu warnen
  2. Gerüchte/Hassverbreitung: oft wird darin auf aktuelle kritische Themen Bezug genommen
  3. Eventorganisation: möglichst viele Menschen sollen Etwas zur gleichen Zeit tun (Flashmob)
  4. Bedrohliche Kettenbriefe: verbreiten Angst, mit oft schwerwiegenden Folgen für Betroffene
  5. Clickbaiting: reißerischer Inhalt mit Aufforderung einem Link zu folgen
  6. Angebliche Gebühren: z.B. Whats App werde kostenpflichtig
  7. Messung der Beliebtheit: Aufforderung an den Sendenden eine Nachricht zurückzuschicken, wenn sie/er die/den Sendenden mag – also ausschlaggebend davon wie viele Nachrichten man zurückbekommt; dies kann einen hohen sozialen Druck auf Kinder und Jugendliche ausüben

Weshalb werden Kettenbriefe erstellt?

Es gibt einige Gründe, weshalb Kettenbriefe weitergeleitet werden: Um Macht auszuüben, aus Langeweile, weil man austesten möchte, welche Reichweite man mit seiner kreativen Leistung erreicht oder auch um zu testen, wie beliebt man unter seinen Freunden ist. Gerade bei jüngeren Empfänger_innen lösen jedoch bedrohliche Nachrichten Angst aus.

Aktuelle Beispiele für problematische Kettenbriefe

Momo

„Momo“ ist eine fiktive Person, welche durch Kettenbriefe bekannt geworden ist. Es gibt jedoch auch Berichte darüber, dass sie ein eigenes Whats App Profil besitzt. „Momo“ wird als ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, verzerrtem Gesicht und großen gruseligen Augen dargestellt. Der Inhalt dieses Kettenbriefes ist beängstigend, da dem/der Empfänger_in schlimme Folgen angedroht werden, sollte die Nachricht nicht weitergeleitet werden. Dies geht bis zur Androhung des eigenen Todes beziehungsweise dem von engen Angehörigen.

Wer steckt hinter „Momo“?

Es ist unklar, wer sich hinter dieser Figur verbirgt. Jedoch wurden drei Nummern ausfindig gemacht, welche Whats App-User_innen unter dem Decknamen „Momo“  anschreiben. Die Nummern stammen aus Japan, Mexiko und Kolumbien. Weiter ist unklar, ob es sich um Hacker handelt, die unter diesem Decknamen agieren, da das Momo-Profil auf Kontakte und Fotos zugreifen kann. Daher sollte die Nummer keinesfalls in den Kontakten gespeichert werden, da sonst möglicherweise Daten abgegriffen werden könnten. Die Darstellung von Momo ist eine Abbildung einer japanischen Kunstskulptur, welche von einem Künstler der Special Effects Firma „Link-Factory“ erstellt wurde. Die Skulptur wurde in der Kunstgalerie „Vanilla Gallery“ in Japan ausgestellt.

Verbreitung

Das Internet-Phänomen „Momo“ erlangt auch eine große Aufmerksamkeit durch YouTuber_innen. Es wurden bereits Videos gedreht, in welchen angeblich Kontakt mit Momo aufgenommen und auch Antworten erhalten wurden.  Auch in Minecraft wurde Momo als Spielfigur erschaffen.

Kettenbriefe mit falschen Angeboten

In diesen Kettenbriefen wird man aufgefordert auf einen bestimmten Link zu gehen, um etwas Bestimmtes (kostenlos) zu erhalten, und diesen mit anderen Nutzenden zu teilen. Klickt der/die Empfänger_in auf den Link gelangt er/sie jedoch auf einer völlig anderen Seite mit gefährdendem Inhalt für Heranwachsende, beispielsweise Sexbörsen, Online Casinos, Lösegeldaufforderungen oder auch Abofallen.

Warum haben Kettenbriefe so eine große Wirkung?

Es besteht eine unmittelbare Nähe zwischen Sender_in und Empfänger_in. Man wird scheinbar direkt von der/dem Sendenden angesprochen und die Botschaft wird oft mit Bildern, Videos und Musik gekoppelt, sodass es ansprechender und wirkungsvoller ist. 

Riskante Challenges

1. Momo Challenge

 „Momo“ hat auch einen eigenen Whats App-Account mit einem gruseligen Profilbild. Über diesen Account werden User_innen angeschrieben und beängstigende Bilder und Videos verschickt. Das Profil fordert den Empfänger auf, verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Die letzte Aufgabe fordert den Suizid. Bei dieser Challenge handelt es sich um eine Form von Cyber-Mobbing.

2. Blue Whale Challenge

Ähnlich wie bei der Momo-Challenge umfasst die Blue Whale Challenge eine zeitliche Dauer von 50 Tagen. Dabei wird von einem anonymen Profil dem/der Empfänger_in jeden Tag eine Aufgabe gestellt, welche auf Selbstverletzung ausgerichtet ist. Die letzte Challenge ist ebenfalls der Suizid. Bis jetzt konnte noch nicht bestätigt werden, dass es die Blue Whale Challenge, welche zuerst in Russland bekannt war, tatsächlich gibt. Dennoch darf die Meldung nicht unterschätzen werden, da sie durch Verbreitung der Medien so viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erlangt hat, dass sie gerade so erst ins Leben gerufen werden kann. Das Gerücht um die Blue Whale Challenge wurde befeuert als in Russland 130 junge Menschen im Zeitraum von November 2015 – April 2016 Suizid begangen haben. Diese konnten jedoch nicht mit der Challenge in Verbindung gebracht werden. Es steht jedoch fest, dass im Internet Gruppen gegründet werden, in welchen sich die Mitglieder gegenseitig zu Suizid anstiften. 

Fazit

Die Challenges sind für Jugendliche oft reizvoll, da sie ihre Grenzen austesten wollen. Dies kann jedoch sehr schnell gefährlich werden. Eine Weiterverbreitung der Informationen kann zur Nachahmung anregen. Daher sollte man solche Angebote im Dienst melden und sie nicht auf sozialen Netzwerken verbreiten, da Kinder und Jugendliche so darauf aufmerksam gemacht werden können. Bei akuten Gefahrensituationen sollte immer die Polizei informiert werden.

Methoden

Das Thema mit Kindern und Jugendlichen ansprechen:

  • Bewusstsein schaffen, dass es sich um eine fiktive Situation/Person handelt
  • Nach Nutzung und Erfahrungen in sozialen Netzwerken fragen; gab es etwas Ungewöhnliches?
  • Ängste ernst nehmen und ansprechen
  • Auf Kinder und Jugendliche zugehen und nachfragen
  • Thematisieren, welche Kettenbriefe weitergeleitet werden dürfen
  • Verdeutlichen, dass die Drohung in der Realität nicht eintreten wird
  • Hilfe- und Beschwerdestellen nennen

Handlungsleitlinien

  • Inhalt in Suchmaschine suchen, bei Unsicherheit über Wahrheitsgrad
  • Unbekannte, bedrohliche Kontakte umgehend löschen, keinesfalls in Kontakte einspeichern
  • Beängstigende Kettenbriefe sofort löschen und nicht weiterleiten
  • Bei konkreten Drohungen umgehend die Polizei informieren
  • Eltern aufklären
  • An Beschwerdestellen wenden

Beschwerdestellen

  • Jugendschutz.net (jugendgefährdende/-beeinträchtigende Inhalte auch interaktive/kommunikative Angebote)
  • Internet-beschwerdestelle.de (World Wide Web, E-Mail, Spam, Tauschbörse, Peer-to-Peer, Chat, Newsgroup, Diskussionsforum, Mobile Inhalte u.a.)
  • Inhope.org (Kinderpornografie entfernen, vor schädigenden/illegalen Inhalten schützen)

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