E-Girls und E-Boys

08.09.2020 | Aktuelles

Ein Mädchen mit seitlichem Zopf

Social-Media-Angeboten wie TikTok entstehen populäre, jugendkulturelle Strömungen wie die E-Girls und E-Boys. Sie stehen für einen bestimmten Style bzw. eine bestimmte Ästhetik und können für Kinder und Jugendliche identitätsstiftend sein. 

Das „E“ in E-Girl/E-Boy steht für „Electronic“ und weist auf die starke Nutzung sozialer Medien wie TikTok und Instagram hin. Ursprünglich war die Bezeichnung „E-Girl“ abwertend gemeint und wurde von Jungs/Männern für Mädchen/Frauen verwendet, die in männlich konnotierten Online-Bereichen wie dem Gaming präsent waren. Einige Userinnen bezeichneten sich infolgedessen ironisch selbst als E-Girl.

Bei dem Social–Media.Phänomen E-Girl/E-Boy geht es vor allem um den Look und eine besondere Ästhetik sowie die Nutzung von Social–Media–Angeboten. E-People lassen sich von verschiedenen jugendkulturellen Strömungen wie Anime, Punk, Emo(Rap) und Gothic beeinflussen und wollen eher hart und „edgy“ (zur Bedeutung des Wortes) wirken. Sie haben oft ganz oder teilweise bunt oder schwarz gefärbte Haare und Haarclips, tragen karierte oder gestreifte, manchmal sehr freizügige Second-Hand-Kleidung, Plateau-Schuhe und auffällige Accessoires wie Piercings und Choker-Halsbänder (eng am Hals anliegende Ketten). Das Make-up ist meist auffällig, beispielsweise mit spitz auslaufendem Eyeliner, aufgemalten Herzen und pink geschminkten Wangen und Nasenspitze. Die Haare sind häufig zu zwei hohen Pferdeschwänzen zusammengebunden. 

Der Look kann auch eine Art Zerrissenheit zwischen Kindheit und Erwachsenenalter ausdrücken. Das zeigt sich zum Beispiel einerseits durch starkes Make-up und andererseits durch kindliche Aspekte wie die beiden Zöpfe und das Kinderzimmer als Hintergrundkulisse.

Eine beliebte Selfie-Pose unter E-Girls und –Boys ist die Ahegao–Pose. Dabei werden die Augen nach hinten gerollt und die Zunge herausgestreckt. Der Gesichtsausdruck stammt aus der japanischen Pornografie und steht für maximale Lust. Ob die jungen User*innen diesen Ursprung kennen und sie den Ausdruck bewusst sarkastisch oder unwissend nachahmen, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Vielen dürfte es allerdings nicht klar sein. Wenn Kinder und Jugendliche zur Darstellung eines E-Girls/E-Boys auf sehr freizügige Kleidung zurückgreifen und/oder die Ahego–Pose einnehmen, könnte dies das Risiko von Cybergrooming erhöhen, da die Bilder stark sexualisiert wirken. Das könnte kriminelle Menschen und Personen mit pädophilen Neigungen anziehen.

Lilly Werny