Online-Challenges sind unter Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Wie können sie dabei unterstützt werden, diese richtig einzuschätzen?
Challenge bedeutet übersetzt Herausforderung. Eine Online-Challenge ist eine festgelegte Aktivität mit Wiedererkennungswert, die meistens über Social-Media-Kanäle, wie z. B. TikTok oder YouTube, reproduziert und geteilt wird. Diese Aktivität kann unter anderem die Geschicklichkeit, das Wissen oder den Mut herausfordern. Die allermeisten Challenges, an denen Kinder und Jugendliche teilnehmen, sind neutral und harmlos. Das zeigen die neuesten Ergebnisse einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW. Jedoch können einige Challenges leider auch potenziell gefährlich sein.
Zurzeit liegen zwei sehr gefährliche Challenges im Trend: die Hot-Chip-Challenge und der Piloten-Test – auch als Blackout-Challenge bekannt. Bei der Hot-Chip-Challenge geht es darum, einen sehr scharfen Chip zu essen, wodurch es bei Kindern und Jugendlichen bereits zu Kreislaufzusammenbrüchen kam. Beim Piloten-Test soll durch Würgen eine Ohnmacht hervorgerufen werden, was nicht selten zur Bewusstlosigkeit und zu schweren Verletzungen durch Stürze führt. Angesichts dessen ist es verständlich, dass viele Erziehungsberechtige und Pädagog*innen besorgt sind und sich fragen, wie sie die Kinder und Jugendlichen schützen können.
Der Reiz an der Sache
Dabei ist es wichtig, sich vorerst bewusst zu machen, dass Kinder und Jugendliche die Folgen ihrer Handlungen noch nicht gut abschätzen können. Gepaart mit dem entwicklungstypischen Bedürfnis nach dem Austesten von Grenzen und Anerkennung in der Peergruppe, ist es nicht verwunderlich, dass auch gefährliche Challenges einen gewissen Reiz auf Kinder und Jugendliche ausüben. Bereits in früheren Generationen gab es schon diverse Mutproben, die sich auch ohne Social Media verbreiteten. Vielleicht erinnern Sie sich auch an solche Mutproben in Ihrer Kindheit?
Offene Gespräche
Um Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, die richtige Entscheidung bezüglich Challenges zu treffen, sollte ein verständnis- und vertrauensvolles Klima geschaffen werden. Auf dieser Basis können Kinder und Jugendliche über ihre Erfahrungen, Ängste und Wünsche reden. Fragen wie: „Wie entstehen Challenges?“, oder „Warum machen Leute bei Challenges mit und laden Videos davon ins Internet?“ können das Reflektieren über Challenges anregen.
Zum Beispiel wurde die Hot-Chip-Challenge als Werbeaktion durch den Chipshersteller gestartet. Videos von Challenges richten sich generell nach den Logiken von Social Media. Es geht darum, die Aufmerksamkeit der User zu gewinnen und Anerkennung in Form von Likes oder Klicks zu erhalten. Aus dieser Dynamik heraus entstehen regelmäßig riskante aufmerksamkeitswirksame Challenges.
Viele Kinder und Jugendliche kommen schon über das Gespräch auf den richtigen Gedanken, dass es sich weder für Likes noch für einen Werbezweck lohnt, seine Gesundheit zu riskieren. Für eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema wurde diese Methode entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine reflexive Übung, mit deren Hilfe die Teilnehmenden Strategien entwickeln, um die Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an einer Challenge bewusst abzuwägen.
Potenziale
Darüber hinaus bieten Challenges auch Potenziale. Der Wettbewerbscharakter kann motivierend wirken und für einen guten Zweck eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind die Clean-Up-Challenge oder die Ice-Bucket-Challenge. Als Gruppenaktivität durchgeführt, können Challenges den Zusammenhalt stärken und die Kommunikationsfähigkeit schulen. Ideen für Challenges, die im Klassenverband durchgeführt werden können und nebenbei die Medienkompetenz fördern, sind im Beitrag des mebis magazins zu finden.
Fazit
Challenges sind ambivalent. Durch Challenges erproben Kinder und Jugendliche ihre Selbstwirksamkeit. Meist bleibt es bei harmlosen Aufgaben. Daneben gibt es aber auch gefährliche Challenges, die auf keinen Fall nachgemacht werden sollten. Erziehungsziel sollte es sein, dass Kinder und Jugendliche erkennen, wie auch die Nicht-Teilnahme oder das Melden von problematischen Challenges eine positive Erfahrung für sie darstellen kann und ihre Selbstwirksamkeit stärkt.
Setareh Hartwich