Die neuesten Filme und trendigsten Serien zu sehen, ist nicht billig – Kinobesuche, BluRays oder Mitgliedschaften bei Streaming-Diensten wie Netflix kosten Geld, das junge Menschen oft nicht haben. Trotzdem möchten sie mitreden und sich beliebte Filme und Serien nicht entgehen lassen. Entsprechend groß ist die Verlockung, illegale Streaming-Webseiten wie Burning Series oder Popcorn Time zu besuchen. Dort kann man sich praktisch alle Filme und Serien kostenlos anschauen.
Urheberrechtsverletzungen durch Streaming
Das ist natürlich illegal – die Filme werden dort ohne das Einverständnis der Urheber*innen hochgeladen und weiterverbreitet. Allerdings machen sich nicht nur die Plattform-Betreiber*innen strafbar, sondern auch User*innen, die sich die Filme oder Serien anschauen. Im Jahr 2017 hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass neben der Bereitstellung und Vervielfältigung von Filmen und Serien auch das Streamen solcher Inhalte an sich rechtswidrig ist. Es handelt sich dabei um eine Urheberrechtsverletzung, die mit Geldstrafen geahndet werden kann.
Zwar ist es für die Strafverfolgungsbehörden grundsätzlich schwierig User*innen ausfindig zu machen, die Filme und Serien illegal gestreamt haben. „Trotz der schwierigen Rückverfolgungsumstände ist es jedoch immer möglich, dass Nutzern Post von einem Anwalt aufgrund von Urheberrechtsverletzungen ins Haus flattert. Jedes mal, wenn ein Film oder eine Serie illegal gestreamt wird besteht ein Rechtsrisiko“, heißt es in einem Infotext des Portals transparent-beraten.de. Für minderjährige Kinder haften dann unter Umständen die Eltern.
Legales oder illegales Streaming?
Natürlich gibt es auch zahlreiche legale Streaming-Dienste wie Amazon Prime, Disney +, Netflix oder die Mediatheken von Fernsehsendern. Illegal ist das Streamen nur dann, wenn es sich um eine offensichtlich rechtswidrige Plattform handelt. Das ist für Kinder und Jugendliche aber nicht immer so einfach zu durchschauen.
Wie erkennt man illegale Streaming-Plattformen?
- Werden praktisch alle bekannten oder gerade erst erschienene Filme und Serien kostenlos angeboten, spricht das für ein illegales Angebot. Selbst bei bezahlten Diensten wie Netflix sind bei weitem nicht alle und kaum brandaktuellen Filme und Serien verfügbar (lediglich Produktionen, die z. B. selbst von Netflix in Auftrag gegeben wurden).
- Für einen Stream in besserer Qualität muss man auf illegalen Plattformen häufig Geld zahlen und/oder sich registrieren.
- Auf illegalen Webseiten treffen User*innen meist auf extrem viele Pop-Up-Fenster und Werbung, unter anderem für erotische Inhalte.
- Es ist kein oder nur ein unvollständiges Impressum vorhanden? Das deutet ebenfalls auf ein rechtswidriges Angebot hin.
Weitere Nutzungsrisiken
Neben der Gefahr, für das Anschauen von illegalen Filmen und Serien rechtlich belangt zu werden, existieren noch weitere Nutzungsrisiken. Unter anderem können Kinder und Jugendliche leicht mit unangemessenen Inhalten in Berührung kommen, beispielsweise mit Werbung für pornografischen Inhalte oder Glücksspiele.
Zudem ist das Risiko groß, das eigene Gerät zu schädigen. Illegale Streaming-Portale könnten Benutzer*innen zu bösartigen Links umleiten oder Malware hosten, erklärt der Sicherheitsexperte Alexander Vukcevic von Avira gegenüber Techbook. Unter Malware versteht man Software, die in Computersysteme eindringen und dort Störungen oder Schäden verursachen kann. Wenn User*innen illegaler Dienste beispielsweise auf Werbeanzeigen klicken, könnten sie damit also unbemerkt Malware herunterladen.
Laut dem Sicherheitsexperten Christian Funk von Kaspersky gibt es noch ein weiteres schwerwiegendes Problem: „Das größte Risiko ist die bedrohte Datensicherheit. Illegale Streams monetarisieren sich über Werbung, aber auch über Werttracker, welche Cookies und Browserverläufe auslesen und an Dritte verkaufen“, sagt er gegenüber Techbook. Persönlichen Daten der Nutzer*innen könnten also erhoben und weitergegeben werden.
Tipps für pädagogische Fachkräfte
Strafbarkeit, Malware, mangelnde Datensicherheit und unangemessene Inhalte – die Nutzungsrisiken von illegalen Streaming-Plattformen sind hoch. Dennoch ist es nachvollziehbar, dass Kinder und Jugendliche häufig darauf zurückgreifen. Wer aktuelle Filme und Serien nicht kennt, kann nicht mitreden. Der Druck, sich diese anzusehen, kann sehr stark sein – das Budget für Kinobesuche und legale Streaming-Dienste ist dagegen oft niedrig. Zudem sind Kindern und Jugendlichen die Probleme illegaler Angebote meist nicht hinreichend bewusst. Vielen ist nicht klar, dass schon das Anschauen der Inhalte eine Straftat darstellt. Oder sie können sich nicht vorstellen, dass Apps, die offiziell im Play-Store auftauchen, illegal sein könnten.
Pädagogische Fachkräfte sollten darüber aufklären und für die Nutzungsrisiken sensibilisieren, ohne zu verurteilen. Es ist sinnvoll, mit Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen, wie man illegale Plattformen als solche erkennen kann. Zudem kann über legale Alternativen diskutiert werden. Einige legale Streaming-Dienste bieten beispielsweise kostenlose Testphasen oder Familienaccounts, die man sich für geringere Kosten mit Geschwistern und Eltern teilen kann.