Neue Funktionen bei YouTube, Instagram und TikTok

01.09.2021 | Aktuelles

Eine Person hält ein Iphone in den Händen.

Um mit Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe über ihren Medienumgang sprechen zu können, ist es wichtig, aktuelle Entwicklungen bei den beliebtesten Apps zu kennen. YouTube, Instagram und TikTok haben kürzlich wichtige Neuerungen eingeführt. Hier erfahren Sie, was Sie als pädagogische Fachkraft darüber wissen sollten.    

YouTube Shorts  

Wie TikTok und Instagram bietet nun auch YouTube Creator*innen die Möglichkeit, maximal einminütige Videos im Vertikalformat hochzuladen. Die kurzen Clips erscheinen in der YouTube-App in der Rubrik „Shorts“. Sie werden den Zuschauenden von einem Empfehlungsalgorithmus vorgeschlagen. Mit einer Wischbewegung nach oben gelangen User*innen zum nächsten Video. Auch über den Computer oder Laptop lässt sich Shorts nutzen. Hier gibt es allerdings keine eigene Rubrik, sondern die Kurzvideos sind unter allen anderen Videos zu finden.   

Creator*innen können Shorts mit dem Smartphone direkt über die YouTube-App aufnehmen und dabei auf Millionen von Songs als Hintergrundmusik zurückgreifen. Zudem soll es bald Monetarisierungsoptionen für Shorts geben. Das bedeutet, dass Creator*innen mit den Clips Geld verdienen können, zum Beispiel durch Werbung. YouTube bietet damit nun eine zusätzliche und sehr einfache und schnelle Möglichkeit, Videos zu veröffentlichen. Das Unternehmen möchte so die Kreativität auf der Plattform fördern. Für kleine Accounts mit wenigen Follower*innen und geringer technischer Ausstattung könnte das eine neue Chance sein, aufzufallen und an Popularität zu gewinnen. Das war zuvor aufgrund der zahlreichen, hoch professionell gestalteten Videos schwierig und eher unrealistisch.  Wobei es spannend bleibt, ob sich YouTube Shorts gegenüber TikTok und Instagram Reels durchsetzen kann. 

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit:  

Die Clips, die auf dem eigenen Geschmack und persönlichen Interessen beruhen, können sehr fesselnd sein. Vielen User*innen fällt es beim Anschauen von Kurzvideos schwer, das Smartphone zur Seite zu legen. Daher kann es sinnvoll sein, YouTube Shorts in Verbindung mit Mediennutzungszeiten zu thematisieren. Bleiben Sie offen gegenüber dem neuen Format und zeigen Sie Interesse. Fragen Sie beispielsweise nach, was Kinder und Jugendliche daran begeistert. Daran anknüpfend können auch mögliche Risiken sachlich besprochen werden. 

Instagram: Likes verbergen  

Kinder und Jugendliche lassen sich von der Anzahl an Likes stark beeinflussen. Hat ein Post kaum Likes, empfinden viele das als unangenehm oder peinlich. Im Gegensatz dazu rufen viele Likes bei der Person, die für den Post verantwortlich ist, in der Regel Glücksgefühle hervor. Sie wirkt auf andere meist cool und populär. Der Wunsch nach Likes kann bei User*innen enormen Druck auslösen. Viele orientieren sich an den Posts von bekannten Influencer*innen und ahmen beispielsweise ihre Posen nach, um möglichst positive Rückmeldungen zu erhalten. Das führt zu immer eintönigerem Content und weniger Vielfalt in Social Media (vgl. MaLisa Stiftung 2019).    

Dem soll eine neue Funktion bei Instagram entgegenwirken: User*innen können einstellen, dass die Likes bei ihren Posts nicht angezeigt werden. Andere sehen dann nicht, wie viele Personen den Beitrag geherzt haben. Zusätzlich kann in den Privatsphäre-Einstellungen unter „Beiträge“ eingestellt werden, dass die Likes  beim Anschauen anderer Posts nicht sichtbar sind. So kann verhindert werden, dass die eigene Meinung durch die Zahl der Likes beeinflusst wird.  

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit:  

Der Druck, in Social Media zu gefallen und Likes zu ergattern, ist ein wichtiges Thema in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die neue Funktion kann dazu beitragen, dass dieser Druck verringert wird. Im besten Fall führt sie zu vielfältigeren Inhalten auf Social Media-Plattformen. Pädagogische Fachkräfte können die Neuerung daher zum Thema machen und sie Kindern und Jugendlichen als Handlungsmöglichkeit vorstellen.  

Mehr Sicherheit bei TikTok 

TikTok ist für seine Kurzvideos bekannt, die nicht länger als eine Minute dauern dürfen. Creator*innen, die zeitaufwändige Inhalte wie Sport-Workouts oder Koch-Einheiten zeigen, wünschen sich jedoch häufig etwas mehr Zeit. Daher hat TikTok die Maximaldauer der Videos auf 3 Minuten erhöht. Das Unternehmen möchte Creator*innen damit mehr Raum geben, ihre Kreativität auszuleben.  

Weitere Neuerungen wurden im Rahmen der Live-Funktion eingeführt. Zum einen gibt es mehr Möglichkeiten für Creator*innen, zum Beispiel das Bewerben und Planen von Live-Events. Zum anderen wurden neue Sicherheitsvorkehrungen implementiert. Nur Creator*innen ab einem Alter von 16 Jahren können einen Livestream starten. Außerdem ist es verboten, User*innen um Geschenke zu bitten oder sich betrügerisch zu verhalten. Dazu gehört beispielsweise, sich für jemand anderen auszugeben oder die Community über die eigene Identität zu täuschen. Wird ein solcher Fall bekannt, löscht TikTok den Account der Person. Schreibt jemand einen unfreundlichen Kommentar, der beispielsweise Beleidigungen enthält, erkennt das der TikTok-Algorithmus. Die Person erhält eine Meldung mit der Frage, ob sie das wirklich veröffentlichen möchte. Erst nach einer nochmaligen Bestätigung geht der Kommentar online. So soll Hate Speech entgegengewirkt werden. Hosts und Moderator*innen von Live-Streams haben darüber hinaus die Möglichkeit, Nutzer*innen stumm zu schalten und zu blockieren.  

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit:  

Pädagogische Fachkräfte können die Neuerungen auf der Plattform nutzen, um mit Kindern und Jugendlichen über ihr Medienhandeln ins Gespräch zu kommen. Welche Art Videos schauen sie sich auf TikTok am liebsten an und warum? Im Anschluss können die neuen Sicherheitsvorkehrungen im Rahmen der Live-Funktion hinterfragt werden. Reflexionsfragen könnten beispielsweise sein: Wie überprüft TikTok das Alter der User*innen und wie effektiv ist das? Welche weiteren Möglichkeiten gäbe es, um Plattformen sicherer zu machen und Hate Speech zu vermeiden? Seid ihr in Live-Streams schon einmal auf Hasskommentare gestoßen? Einen Überblick über die seit Anfang 2021 geltenden Jugendschutzvorkehrungen auf TikTok bietet SIN – Studio im Netz.

Lilly Werny