Stars wie Cardi B und Tyga, beides bei Jugendlichen beliebte Rapper*innen, nutzen die Plattform OnlyFans und versprechen, dort exklusive Inhalte zu posten – die ihre Fans sich gegen Bezahlung anschauen können. Das ist das Prinzip der App OnlyFans: User*innen leisten Einmalzahlungen oder schließen monatliche, kostenpflichtige Abonnements ab. Dafür erhalten sie exklusiven Content. Die Gelder fließen direkt an den*die jeweilige*n Content Creator*innen. OnlyFans erhält zwanzig Prozent der Einnahmen.
Neben dem Bezahlsystem gibt es noch einen weiteren gravierenden Unterschied zu anderen gängigen Social-Media-Plattformen: Bei OnlyFans sind Nacktfotos und -videos erlaubt und werden nicht zensiert. Daher wird die App vielfach zu pornografischen Zwecken verwendet. Zwar gibt es vielfältige Inhalte – beispielsweise aus den Bereichen Sport, Lifestyle, Kochen und Beauty – erotischer Content spielt auf der Plattform dennoch eine sehr große Rolle. Sexarbeiter*innen bieten über OnlyFans gegen Bezahlung Zugriff auf pornografische Inhalte wie Videos und Bilder, sowie die Möglichkeit zum kostenpflichtigen Chatten an.
Warum OnlyFans für Kinder und Jugendliche reizvoll ist
OnlyFans wird immer populärer. 2020 konnte die Plattform nach Angaben des Firmengründers Tim Stokely zwei Milliarden Dollar Umsatz und über 85 Millionen Nutzer*innen verzeichnen. Mittlerweile sollen es bereits mehr als 120 Millionen User*innen sein.
Auch für viele Kinder und Jugendliche stellt OnlyFans eine höchst reizvolle App dar. Die Plattform erscheint als Möglichkeit, die liebsten Stars noch privater zu erleben und besser kennenzulernen. Kinder und Jugendliche erhoffen sich möglichst tiefe Einblicke in das Leben ihrer Idole und möglicherweise sogar einen direkten Kontakt zu ihnen. Darüber hinaus wird OnlyFans auch als Möglichkeit inszeniert, die eigenen Vorbilder beispielsweise durch Abonnements oder Trinkgelder direkt zu unterstützen.
Viele Influencer*innen werben für ihre exklusiven Beiträge bei OnlyFans auf anderen Plattformen wie Instagram, die vielfach von Kindern und Jugendlichen genutzt werden. Das kann den Wunsch der jungen Follower*innen, OnlyFans zu nutzen, zusätzlich verstärken.
Neben den bunt gemischten Inhalten und den exklusiven Posts von Idolen können auch die sexualisierten Inhalte ein Anreiz sein, die App herunterzuladen – vor allem für Jugendliche. Denn sie befinden sich in einer Phase, in der sie den eigenen Körper und die Sexualität kennenlernen und ausprobieren.
Mangelnde Altersüberprüfung
Die Gefahr ist jedoch groß, dass Minderjährige mit ungeeigneten und verstörenden Inhalten in Kontakt kommen und/oder in eine Kostenfalle geraten. Aufgrund der massiven Nutzungsrisiken für Kinder und Jugendliche ist die App erst ab 18 Jahren freigegeben. Allerdings wird bei der Registrierung lediglich darauf hingewiesen, dass User*innen für die Nutzung von OnlyFans volljährig sein müssen. Das Alter wird nicht abgefragt. Daher können sich auch Kinder und Jugendliche problemlos registrieren. Wenn sie Zugang zu einer Kreditkarte oder einem Bankkonto haben, können sie zudem kostenpflichtige Abonnements abschließen oder Einmalzahlungen tätigen.
Lediglich User*innen, die selbst Content kreieren möchten, müssen ihr Alter durch ein Foto von sich selbst mit einem offiziellen Ausweisdokument bestätigen. Laut Berichten der BBC kann diese Verifizierung jedoch ebenfalls recht einfach umgangen werden. Minderjährige könnten sich durch gefälschte Papiere oder Ausweisdokumente von älteren Freund*innen oder Verwandten als Content-Creator*innen anmelden. Der Nachrichtensender beschreibt mehrere konkrete Fälle, in denen Minderjährige so vorgegangen sein sollen.
Schärfere Regeln und Tipps für pädagogische Fachkräfte
Künftig sollen schärfere Regeln hinsichtlich des Jugendschutzes durchgesetzt werden. „Wir registrieren, dass zum Beispiel OnlyFans zunehmend erotische Anbieter[*innen] und Influencer[*innen] anzieht und wir werden uns darum kümmern“, sagte Tobias Schmid, Direktor der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender des Verbunds der nationalen Medienregulierungen in Europa, der Welt am Sonntag. Er sieht vor allem Sexarbeiter*innen auf der Plattform in der Pflicht, ein zulässiges Jugendschutzsystem einzusetzen.
Es ist davon auszugehen, dass auch Kinder und Jugendliche OnlyFans nutzen. Sollte sich der Trend fortsetzen, dass immer mehr Influencer*innen und Stars OnlyFans bewerben, könnte auch die Anzahl an minderjährigen User*innen steigen.
Pädagogische Fachkräfte sollten OnlyFans daher zum Thema machen und für die massiven Nutzungsrisiken sensibilisieren. Minderjährigen sollte bewusst sein, dass sich hinter der App ein für Creator*innen äußerst lukratives Geschäftsmodell verbirgt und Follower*innen schnell extrem hohe Geldsummen verlieren können. Auch das eigene Fan-Sein und mögliche Grenzen davon sollten reflektiert werden.
Sehr wichtig ist es, Kindern und Jugendlichen offen zu begegnen und sie nicht für ihre Wünsche, Bedürfnisse und Leidenschaften zu verurteilen, sondern diese anzuerkennen. Beispielsweise kann man ihnen anstelle der Nutzung von OnlyFans „Alternativen zum Ausleben ihres Fantums aufzeig[en], wie z. B. die Planung einer Mottoparty, eines Konzertbesuchs oder das Organisieren einer Autogrammkarte“, so die Medienpädagogin Saskia Nakari.