Alles neu? – Künstliche Intelligenz auf Social Media

24.08.2023 | Aktuelles

Auf dem Gesicht einer Frau leichten eine Reihe neongelber Nullen und Einsen

Quelle: pexels.com

Wie beeinflusst Künstliche Intelligenz (KI) das Online-Handeln von  Kindern und Jugendlichen? In unserer neuen Themenreihe „Social Media & KI“ ordnen wir aktuelle Meldungen zu neuen technologischen Anwendungen ein,  geben Tipps für den pädagogischen Kontext und stellen Methoden zur Verfügung, wie Sie mit Jugendlichen zu diesen Themen ins Gespräch kommen.

ChatGPT, My AI & Co. – nicht nur auf unserem Blog häufen sich Meldungen zu neuen technologischen Entwicklungen, insbesondere zu sogenannter Künstlicher Intelligenz (KI): Das Thema generiert seit einiger Zeit viel Aufmerksamkeit. Denn große Tech-Unternehmen stellen in regelmäßigen Abständen neue und vor allem niederschwellig anwendbare KI-Anwendungen vor, die nicht mehr nur für technikversierte Menschen nutzbar sind. Viele der Meldungen beziehen sich dabei auf Social-Media-Plattformen, die auch im Online-Handeln von Kindern und Jugendlichen eine große Rolle spielen.

Die regelmäßigen Neuigkeiten zum Thema KI können den Eindruck erwecken, dass KI erst seit kurzer Zeit in unseren Alltag – in Form von KI-Integrationen in Social-Media-Angeboten – eingezogen ist. Dabei sind Prozesse, die auch von KI-Systemen genutzt werden, schon länger Bestandteil von Medienanwendungen – wie etwa Algorithmen. Ein Beispiel für konkrete Anwendungen sind Übersetzungstools wie deepl.com, ein Online-Dienst, der mit Hilfe neuronaler Netze längere Texte oder Wörter in verschiedenen Fremdsprachenkombinationen übersetzen kann. Auch die Beliebtheit einiger Social-Media-Plattformen beruht auf einem ausgeklügelten Einsatz entsprechender Technologien. Ein Beispiel ist TikTok. Welche Inhalte auf der sogenannten For-You-Page bei Nutzung der App erscheinen, hängt einzig und allein von einem optimierten Empfehlungsalgorithmus ab: In verschiedenen Phasen werden verschiedene Daten u. a. während der Nutzung erhoben und anhand dessen letztendlich entschieden, welche Videos den jeweiligen Nutzer*innen ausgespielt werden. Diese Funktion der personalisierten Inhalte findet sich in ähnlicher Form auch auf anderen gängigen Plattformen, wie YouTube, Facebook, Instagram oder Twitter. Neben der Personalisierung gibt es drei weitere grundlegende Ebenen auf Social-Media-Plattformen, auf denen KI sichtbar ist: Sie kommt bei Chatbots, bei der Content-Moderation (z. B. im Entfernen sensibler Inhalte) oder bei der Content-Produktion (z. B. Deep Fakes) zum Einsatz. Die einzelnen Bereiche werden in den Infoboxen am Ende des Beitrags genauer erläutert.

Deutlich wird: Der Einsatz von KI und damit verbundenen Anwendungen auf Social-Media-Plattformen ist gewissermaßen schon ein alter Hut. Dennoch ist es wichtig, den aktuellen Hype um diese noch recht neue Technologie im Blick zu behalten. Denn erst seit Kurzem ist sie auch für „normale“ Menschen anwendbar: So stehen beispielsweise KI-Tools zur Bildgeneration einer breiten Masse von User*innen zur Verfügung, die sie für die Kommunikation nutzen können. Dabei können die Grenzen zwischen vom Menschen und KI-generierten Content verschwinden. Auch umgekehrt werden diese Grenzen fließend: So stecken hinter manchen Chatbots auch Menschen, die das Vertrauen der User*innen ausnutzen können, um beispielsweise an sensible Daten zu kommen.

Gerade Kinder und Jugendliche, in deren Alltag die Nutzung dieser Plattformen selbstverständlich sind, sollten deshalb nachvollziehen können, welche neuen Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz in Social Media implementiert werden. Kennen sich Kinder und Jugendliche mit dem Einfluss der Technologie auf ihr Online-Handeln aus, können sie selbst darüber entscheiden, wie sie mit diesen interagieren. Darüber hinaus sind sie in der Lage, neue technische Entwicklungen kritisch zu hinterfragen. So können sie beispielsweise darüber diskutieren, welche Entwicklungen von KI für sie sinnvoll und welche weniger sinnvoll sind. Zudem können KI-Entwicklungen dabei mit eigenen Werthaltungen in Verbindung gebracht werden. Kinder und Jugendlichen wird so ermöglicht, an der weiteren Entwicklung der Zukunftstechnologie KI, bei der es häufig auch um ökonomische Interessen geht, kritisch teilzuhaben.

Künstliche Intelligenz ist eine komplexe Technologie. Schon ihre Definition ist schwierig und uneindeutig: Der Begriff ‘Künstliche Intelligenz’ (KI) gilt teilweise als inhaltsleer, da er für jegliche Neuerfindungen im digitalen Bereich verwendet wird, ohne dabei die Technologie genau einzugrenzen oder zu beschreiben. Häufig wird der Begriff beispielsweise mit dem Begriff ‘Algorithmus’ gleichgesetzt. Der Chatbot ChatGPT erklärt den Unterschied dabei folgendermaßen:

ChatGPT, persönliche Kommunikation, 21. August 2023.

Dennoch wird der Begriff KI in aktuellen Meldungen meist ohne weitere Definition verwendet. Die Fülle an Meldungen zu “KI” in Bezug auf Social Media erschwert zusätzlich einen Überblick über die Entwicklungen der noch recht neuen Technologie und deren Auswirkungen auf die Social-Media-Nutzung.

In unserer Themenreihe „KI und Social Media“ werden wir deshalb die Neuigkeiten rund um KI und Social Media aufgreifen und diese (medien)pädagogisch einordnen. Im Fokus steht die Perspektive von Kindern und Jugendlichen: Wie beeinflusst KI ihr Online-Handeln? Welche Herausforderungen bestehen bei den Anwendungen und wie können sie selbstbestimmt damit umgehen?

In den nächsten Wochen werden wir hier sowohl Themenbeiträge veröffentlichen als auch Methoden und Tipps, wie Sie mit Kindern und Jugendlichen darüber ins Gespräch kommen und was Sie ihnen mit an die Hand geben können. Wir verwenden dabei den Begriff ‘Künstliche Intelligenz’ zunächst als übergreifendes Konzept, um die Meldungen aufgreifen zu können, werden aber in den Themenbeiträgen versuchen zu beschreiben, um welche Technologie der KI es sich jeweils handelt.

Um einen Überblick zu bieten und die Einordnung zu erleichtern, werden die Beiträge der Themenreihe den oben genannten vier grundlegenden Ebenen des KI-Einsatzes auf Social-Media-Plattformen zugeordnet. Eine kurze Erklärung der vier Ebenen Personalisierung, Content-Moderation, Content-Generierung und Chatbots finden Sie in den folgenden Infoboxen. Nach und nach werden wir diese dann mit den passenden Themenbeiträgen, Methoden und weiteren Informationen erweitern. Dieser Beitrag dient also als Überblick, auf dem Sie zukünftig Themeneinblicke mit einer entsprechenden Einordnung finden. Grundlegende Informationen zur Technologie der Künstlichen Intelligenz finden Sie in unserer Themenreihe „KI und Medienpädagogik“.

Personalisierung

Der Begriff Personalisierung wird häufig im Bereich Marketing verwendet und meint, dass Inhalte auf die Kund*innen zugeschnitten sind. Auf Social Media werten Algorithmen Daten von Nutzer*innen sowie von Creator*innen aus, um personalisierte Inhalte und Werbungen auszuspielen.

Im Zuge des DSA sind Plattformen nun dazu verpflichtet, transparent zu machen, welche Daten in die KI-Empfehlungssysteme einfließen. Zudem müssen User*innen auf die Personalisierung verzichten können. Meta und TikTok haben bereits neue Funktionen vorgestellt und geben Einblicke in ihre Empfehlungssysteme. Mehr dazu und warum die neuen Funktionen gerade für Kinder und Jugendliche wichtig sind, erfahren Sie in diesem Beitrag, dem Teil 2 der Artikelreihe. 

Content-Moderation

KI wird auf Social Media auch verwendet, um automatisch Hassnachrichten oder Inhalte zu entfernen, die den Richtlinien der jeweiligen Plattformen widersprechen (z.B. gewaltverherrlichende oder sexualisierte Inhalte). Algorithmen werden dabei darauf trainiert, die entsprechenden Inhalte zu erkennen.

Content-Generierung

Der Hype um ChatGPT war unter anderem darin begründet, dass der Chatbot in der Lage ist, kreative Texte zu erstellen. KI-produzierte Inhalte gibt es auf Social Media nicht nur in Textform, sondern ebenfalls in Videos und Bildern. Deepfakes sind Bilder, Inhalte oder Videos, die durch eine Künstliche Intelligenz erstellt werden, und in Social-Media-Feeds zugespielt werden können. 

Auf Social Media gibt es auch “KI-Influencer*innen”. Hinter diesen Profilen stecken keine echten Menschen. Unternehmen oder Agenturen kreieren mit Hilfe von KI-Tools den Content der KI-Influencer*innen. Mehr dazu erfahren Sie in Teil 3 unserer Artikelreihe. 

Chatbots

Snapchat implementierte kürzlich den Chatbot My AI in die Anwendung. Unternehmen können Chatbots nutzen, um die Anfragen ihrer Kund*innen automatisiert zu bedienen. Sogenannte „Social Bots“ werden für größere Seiten häufig auch verwendet, um mit anderen User*innen zu interagieren: Sie kommentieren, liken oder posten.  

Marie Kätzlmeier