Desinformation

12.10.2022 | Aktuelles

Beschreibung

Quelle: unsplash.com 

Das Thema Fake News ist Bestandteil vieler öffentlicher Debatten, wobei der Begriff unterschiedlich ausgelegt wird:  Zum einen wird er verwendet, um Herausforderungen im Kontext von Digitalisierung zu thematisieren. Zum anderen werden mit dem Begriff Fake News häufig absichtlich Personen, Institutionen oder journalistische Medienhäuser und deren Glaubwürdigkeit diskreditiert. Gerade im wissenschaftlichen Kontext wird deshalb der Begriff Desinformation vorgezogen, um die Gefahr für das Vertrauen in demokratische Strukturen und Institutionen zu beschreiben.  

Was ist Desinformation?

Desinformation bezeichnet laut einer Studie des Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz die absichtliche Verbreitung von belegbar falschen Informationen. Ziel ist dabei entweder wirtschaftlicher Gewinn oder eine vorsätzliche Beeinflussung bzw. Provokation der Öffentlichkeit. Desinformation ist damit abzugrenzen von Falschinformationen: Hierunter fallen Informationen, die nicht der Wahrheit entsprechen, aber unabsichtlich verbreitet worden sind und vor allem in journalistischen Berichterstattungen wieder korrigiert werden. Auch eine satirische Aufbereitung von Information gilt nicht als Desinformation, da Satire keinem Wahrheitsanspruch unterliegt, sondern mit stilistischen Mitteln wie Überspitzung gesellschaftliche oder politische Zusammenhänge kritisiert.  

Häufig werden Fake News beziehungsweise Desinformation in Zusammenhang mit Verschwörungserzählungen erwähnt: Diese zielen darauf ab, komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge, Machtverhältnisse oder unerklärbare Ereignisse auf einfache Art und Weise zu erklären. Da Verschwörungserzählungen nicht auf Prinzipien wissenschaftlicher Belegbarkeit aufbauen, kann eine Desinformation als Argument für eine Verschwörungserzählung herangezogen werden. Desinformation und Verschwörungserzählungen unterscheiden sich jedoch in ihren Akteur*innen und deren Absichten.  

Digitale Desinformation als Gefahr für die Demokratie

Die Verbreitung von Desinformationen ist kein neues Phänomen, hat jedoch durch die Verbreitungsmöglichkeiten über Social-Media-Angebote erheblich an Dynamik gewonnen.  Zunächst ist es nahezu jeder Person möglich, (Des-)informationen zu veröffentlichen und diese beispielsweise durch die Verwendung von Trollen oder Bots in kürzester Zeit einer breiten Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Außerdem können Inhalte grafisch auf einfache Weise so aufbereitet werden, dass der Unterschied zwischen journalistischer Berichterstattung und Desinformation auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. 

Bei User*innen kann es zunächst für Verwirrung sorgen, dass häufig nicht direkt eine Unterscheidung zwischen Desinformation und journalistischer Berichterstattung möglich ist. Verstärkt werden die herausfordernden Aspekte von Desinformationen außerdem durch Algorithmen. Diese ermöglichen das Ausspielen personalisierter Inhalte, also beispielsweise Empfehlungen bei einer Shopping-Seite basierend auf den eigenen Interessen. Algorithmen können die digitalen Welten einzelner User*innen auch so gestalten, dass sie hauptsächlich von Desinformationen umgeben sind. Insgesamt entstehen dadurch parallel verschiedene Öffentlichkeiten, die sich gegenseitig widersprechen. Laut Matthias Schulze von der Bundeszentrale für politische Bildung ziele „Desinformation bewusst darauf ab, bereits existierende gesellschaftliche Spaltungslinien (zum Beispiel Debatten um Migration und Staatsbürgerschaft) zu verstärken.“ Letztendlich folgt daraus eine Teilung der Öffentlichkeit in viele Bereiche (Fragmentierung), die sich nicht mehr annähern können. Das behindert in Folge jedoch den produktiven Dialog, der Grundvoraussetzung für eine funktionierende Demokratie ist. 

Tipps für Fachkräfte

Gerade für Kinder und Jugendliche kann Desinformation schwer durchschaubar und herausfordernd sein. Für Kinder und Jugendliche besteht zum einen die Gefahr, dass ihnen Desinformationen begegnen und sie sich in ihrer Meinungsbildung davon beeinflussen lassen.  Zum anderen kann die Verwirrung, die durch die verschiedenen informativen Aufbereitungen gesellschaftlicher Ereignisse oder Zusammenhänge entsteht, dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche das Vertrauen in jegliche Inhalte verlieren und davon ausgehen, dass jeder Inhalt gefälscht ist 

Wichtig ist es daher, Kinder und Jugendlichen zunächst nahezubringen, was Desinformation bedeutet und welche Absichten sich dahinter verbergen. Kinder und Jugendliche sollten Möglichkeiten kennenlernen, mit denen sie Desinformation erkennen können: Wichtig sind hier Quellenkritik und Faktenchecks. Tipps zum Überprüfen von Desinformation mit Hilfe dieser Taktiken gibt dieser Beitrag. Auch die Recherchekompetenz zu stärken, kann Kinder und Jugendliche bei der Analyse von digitalen Inhalten helfen – weitere Infos dazu gibt es bei webhelm 

Grundsätzlich sollten Fachkräfte Verständnis dafür aufbringen, dass es gerade für Kinder und Jugendliche schwer ist, zwischen Desinformation und anderen Inhalten zu unterscheiden. Erkenntnisgewinnend für Kinder und Jugendliche ist es vor allem, gemeinsam zu besprechen, welchen (Des-)informationen sie begegnen und diese anschließend einzuordnen. Um sich tiefer in das Thema einzulesen, empfehlen wir für Fachkräfte außerdem die Studie des Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz, die Dynamiken und Herausforderungen von Desinformation erklärt.

Marie Kätzlmeier