Sinnfluencer*innen

25.01.2022 | Aktuelles

Ein Mann schreit ins Mikrofon

Quelle: pexels.com

Der Begriff Sinnfluencer*innen setzt sich zusammen aus den Wörtern „Influencer*innen“ und „Sinn“. Es handelt sich dabei um Influencer*innen, die ihrem Handeln Sinn verleihen möchten, indem sie bestimmte Werte vertreten und auf gesellschaftspolitische Themen aufmerksam machen, die ihnen wichtig sind. Mit ihrem Content informieren sie ihre Follower*innen zu diesen Themen. Sinnfluencer*innen beschäftigen sich zum Beispiel mit Themen wie Nachhaltigkeit, Feminismus, Rassismus, Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Sexualität oder gegenüber Menschen mit (angenommenen) Beeinträchtigungen.

Beispiele für erfolgreiche Sinnfluencer*innen in Deutschland sind Melodie Michelberger, Alice Hasters, Louisa Dellert, Ricardo Simonetti und Laura Gelhaar. Sie greifen einige der oben genannten Themen auf.

Wirkung auf Kinder und Jugendliche

Sinnfluencer*innen können politische Themen einer jungen Zielgruppe näherbringen und zur Meinungsbildung beitragen. Für Kinder und Jugendliche dienen Influencer*innen als Vorbild. Wenn sie auf Probleme wie Rassismus aufmerksam machen, kann das Interesse junger Menschen geweckt werden. Zudem ist das Format, in dem Sinnfluencer*innen Informationen präsentieren, für sie in der Regel sehr attraktiv. Sie stellen diese über Plattformen wie YouTube und Instagram zur Verfügung – diese Social-Media-Angebote gehören zur Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und werden von ihnen zum Teil täglich genutzt. Die Posts sind meist kurzweilig und prägnant gestaltet. Kinder und Jugendliche werden von solchen Informationsangeboten daher leicht erreicht.

Es besteht die Chance, dass sie sich so Wissen aneignen und sich mit Themen beschäftigen, für die sie sonst vielleicht kein Interesse aufgebracht hätten. Sie können mit Perspektiven in Berührung kommen, die ihnen neu sind, und für relevante gesellschaftliche Probleme wie den Klimawandel oder Diskriminierung sensibilisiert werden. Sinnfluencer*innen können darüber hinaus eine Inspirationsquelle für diverse Lebensentwürfe abseits von Klischees darstellen und jungen Menschen so Handlungsalternativen aufzeigen und Orientierung bieten.

Inwiefern Kinder und Jugendliche Sinnfluencer*innen tatsächlich folgen und mit ihren Inhalten in Berührung kommen, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Spannend wären künftige Studien zu dieser Frage.

Kritisches Hinterfragen und Tipps für Fachkräfte

Nichtsdestotrotz wollen auch Sinnfluencer*innen in der Regel mit ihrer Tätigkeit Umsatz generieren. Daher verfolgen sie, genau wie konventionelle Influencer*innen, meist kommerzielle Strategien wie das Bewerben von Produkten – auch wenn viele Sinnfluencer*innen nach eigener Aussage nur mit ausgewählten Unternehmen zusammenarbeiten, die ihrer Wertebasis entsprechen. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche den Content von Sinnfluencer*innen kritisch betrachten und nicht unreflektiert hinnehmen. Fachkräfte können diese Reflexion über wertfreie Gespräche zu dem Thema anregen. Sehr gut eignet sich hierfür zum Beispiel die Methode „Instagram Assoziation“.

Sinnfluencer*innen erfahren oft viel Hass, da sie mit ihrem Content gesellschaftliche Normen hinterfragen, Missstände anprangern und Veränderungen einfordern, zum Beispiel für mehr Toleranz. Das gefällt nicht allen Menschen. Unter den Beiträgen von Sinnfluencer*innen stößt man daher immer wieder auf Kommentare, die als Hate Speech einzuordnen sind. Das kann Kinder und Jugendliche verunsichern und erschrecken. Pädagogische Fachkräfte können das Thema daher ebenfalls aufgreifen und mit ihnen über die Hintergründe von Hate Speech sprechen, zum Beispiel, warum gerade marginalisierte Gruppen, zu denen auch einige Sinnfluencer*innen gehören, so oft davon betroffen sind.

Lilly Werny