Im Rahmen einer Medienanalyse wurden über 100 Instagram-Profile analysiert, die identitätsrelevante Themen der Altersgruppe der Zehn- bis Vierzehnjährigen aufgreifen. Die Analyseergebnisse werden ausführlich im Short Report Nr. 9 vorgestellt. Zusätzlich wurden Dossiers zu den vier Hauptthemen Liebesbeziehungen, sexuelle Identität und Präferenz, Körperakzeptanz und -optimierung, Aufforderung zu gesellschaftlichem und politischem Engagement erstellt sowie ein Dossier zu Strategien der Publikumsinteraktion.
Die Dossiers geben anhand von Beispielen einen Überblick über thematisch einschlägige Orientierungsangebote auf Instagram. Zudem thematisieren sie damit verbundene pädagogisch relevante Aspekte, die Fachkräfte für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen beachten können.
Instagram-Profile nutzen unterschiedliche Strategien, um mit ihren Follower*innen zu interagieren und auf diesem Weg ein Thema zu verbreiten oder die eigene Popularität zu steigern. Die Strategien sind nicht an bestimmte Themen gebunden, wenngleich manche bei bestimmten Themen gehäuft anzutreffen sind.
Beratung und Terminvereinbarungen via Direktnachricht
Eine Methode zur Anregung von Publikumsinteraktion ist die Aufforderung zur Kontaktaufnahme durch eine Direktnachricht. Dies wird oft, aber nicht nur in Kanälen angeboten, die Beratung offerieren. Follower*innen können beispielsweise eine Direktnachricht schreiben, um Beziehungs- oder Ernährungsratschläge zu erhalten. Das Profil kannan.aishwarya verwendet den Hashtag #dmmeforweightloss, welcher signalisiert, dass das Profil zum Thema Abnehmen auch über Privatnachrichten kontaktiert werden kann. Inwiefern hier individuelle Beratung stattfindet, kann in der Medienanalyse nicht nachvollzogen werden. Gewerblich genutzte Profile wie das der Kosmetikerin whitelawaesthetics werben im Rahmen ihrer Instagrampräsenz unter anderem um Kund*innen und verweisen auf die Möglichkeit, über Direktnachrichten Termine zu buchen.
Neben Hashtags werden Bildbeschriftungen oder Beiträge genutzt, um dazu aufzufordern, der Profilinhaber*in eine Direktnachricht zu schreiben. Doch es gibt auch Accounts, bei denen bereits in den Profilbeschreibungen selbst Direktnachrichten angeboten werden, so etwa um eine Partner-/Kontaktsuche, „entweder nur zum Quatschen“ oder auch für Ratschläge, zu ermöglichen. Auch in den Kommentaren weisen Follower*innen auf ihr eigenes Profil hin und fordern andere auf, eine Direktnachricht zu schreiben, um wichtige Informationen zum beitragsrelevanten Thema zu erhalten, so zum Beispiel Veranstaltungshinweise im Kontext politischen oder gesellschaftlichen Engagements.
Eigene Meinungen und Erfahrungen austauschen via liken, teilen, kommentieren
Mehrfach wurden die Rezipient*innen in den analysierten Accounts dazu aufgefordert, die dargestellten Informationen in einem eigenen Beitrag auf Social Media zu teilen oder die Beiträge selbst zu liken oder zu speichern. Außerdem wird von einigen Profilen – beispielweise in Form einer Frage in der Bildbeschriftung –, aktiv dazu aufgefordert sich durch Kommentare zu beteiligen.
In den Kommentaren beraten sich die Nutzer*innen zum Teil gegenseitig, indem sie ihre eigenen Erfahrungen, individuellen Lebensgeschichten und Tipps niederschreiben. Die Post-Urheber*innen kommentieren manchmal ebenfalls die Kommentare ihrer Nutzerschaft.
In manchen Kommentaren, vor allem im Themenkreis Körperoptimierung/-aktzeptanz, findet nicht selten eine Bewertung bezüglich äußerlicher Merkmale der Profilinhaber*innen statt, bezogen auf das Outfit, die Fitness, das Körpergewicht, teilweise bestärkend und motivierend, aber mitunter auch sehr kritisch, letzteres insbesondere das Thema Diäten/Abnehmerfolg betreffend. Insbesondere in Community-Accounts des Themenkreises sexuelle Identität und Präferenz wird auf einen wertschätzenden Umgang in der Publikumsinteraktion geachtet. So legt das Profil transmalepride zum Beispiel eine „Netiquette“ in der Profilbeschreibung fest.
Challenges und Gewinnspiele
Wie anfangs erwähnt gibt es Profile, die die Plattform nutzen, um ein bestimmtes Thema zu verbreiten. Mehrere Kanäle versuchen mit Hilfe von Challenges Aufmerksamkeit für ihr Thema bzw. die eigene Community zu wecken. Beispielsweise werden die Nutzer*innen aufgefordert, Wortspiele in Zusammenhang mit sexueller Orientierung an „homofeindliche“ Personen zu schicken z. B. „it’s HOMOsapiens, not HETEROsapiens.“ Weitere Challenges beinhalten spezifische Teilnahmevoraussetzungen, die zur Reichweitensteigerung dienen. Beispielsweise beinhaltet die Challenge #wihavepride, angeregt von einem Instagram-Profil namens danielsannito, die Voraussetzungen, dass Hosts und Sponsoren gefolgt wird, Beiträge weitergeleitet und täglich Beiträge hochgeladen werden müssen, um Preise zu gewinnen.
Artikel und Methode zum Thema – Influencermarketing verstehen
Bei der Interaktion mit Follower*innen, geht es oft darum, das Publikum von der eigenen Meinung zu überzeugen oder zumindest darüber in Austausch zu treten. Wie diese Überzeugungsarbeit in Zusammenhang mit Werbung stehen kann und welche Strategien dahinter stehen, wird im Artikel „Influencermarketing verstehen“ deutlich gemacht. Durch das Drehen eigener Werbevideos im Influencer*innen-Format können Kinder und Jugendliche dafür sensibilisiert werden. https://act-on.jff.de/influencerinnen-marketing-verstehen/
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